Interpretation der Ergebnisse |
Das Enzym Thiopurin-S-Methyltransferase (TPMT) katalysiert die S-Methylierung von Thiopurinen und Thiopurin-Nukleotiden. Diese Reaktion führt zur Inaktivierung der Thiopurine. Die Aktivität des Enzyms zeigt eine ausgeprägte interindividuelle Variation, die zu deutlichen Unterschieden in der Verträglichkeit gegenüber Thiopurin-Analoga (z.B. in der Krebstherapie, Immunsuppression nach Organtransplantation oder bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen) führt. Unter Standarddosierung entwickeln Patienten mit vollständiger TPMT-Defizienz 10-20fach höhere Thiopurin-Konzentrationen, was zu einer schweren Myelodepression aufgrund der toxischen Akkumulation von Thiopurinen in den hämatopoetischen Geweben führt. Die verminderte TPMT-Aktivität wird durch Polymorphismen im TPMT-Gen auf dem kurzen Arm des Chromosom 6 (6p22.3) verursacht, die häufig in der europäischen Bevölkerung zu finden sind. Bei ca. 10% der Bevölkerung führen verschiedene Konstellationen dieser Polymorphismen zu einer reduzierten TPMT-Aktivität, bei 1 % liegt ein vollständiger Verlust der Enzymaktivität (echte Homozygotie oder Compoundheterozygotie) vor.
Indikation: Eine Bestimmung von TPMT-Aktivität vor der Therapiebeginn mit Thiopurin-Analoga kann unerwünschte Nebenwirkungen im Vorfeld reduzieren. Alternativ kann die genetische Untersuchung auf Polymorphismen im TPMT-Gen erfolgen. Im Gegensatz zur Aktivitätsbestimmung des TPMT-Enzyms wird der Genotyp nicht durch Bluttransfusionen oder Medikamenten-Interaktionen beeinflusst. |